Ehemalige Frankfurter Berghütte feierte ihren 110. Jahrestag
Fast auf den Tag genau, am 06. August 2011, feierte die Sektion Hof/Saale des Deutschen Alpenverein (DAV) als jetziger Besitzer das Bestehen der Winnebachseehütte im Ötztal bei Gries. Es gehört schon zur Tradition, dass Mitglieder der Gründersektion der Winnebachseehütte, die Sektion Frankfurt (Oder), zu solchen Feierlichkeiten eingeladen werden. In der Chronik der Frankfurter Winnebachseehütte im Ötztal ist nachzulesen, dass die Einweihung am 01. August 1901 stattfand.
Vorausgegangen war, dass der damalige Vorsitzende der Sektion Frankfurt a.d. Oder des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, Herr Erster Staatsanwalt Paul Chuchul, sich im Jahre 1899 mehrere Wochen in Längenfeld (Ötztal) aufgehalten hat und entdeckte "in hoher Alpenwildnis einen herrlichen Platz am Winnebachsee". Es stand fest, dass hier ein Stützpunkt für Bergsteiger errichtet werden müsste. Wieder in Frankfurt angekommen, wurde in der Sektion der Beschluss gefasst, ein Hütte in 2.362 m über NN, zu bauen. Schon ein Jahr später begann der Bau der Winnebachseehütte. Es gehörte schon viel Geschick dazu, den dafür benötigten Grund und Boden von den Eigentümern - der Gebrüder Schöpf aus Winnebach - als Geschenk entgegenzunehmen. Auch das Anlegen eines einen Meter breiten Weges von Winnebach zur Hütte wurde ihnen gestattet. Als Bedingung wurde damals vereinbart, dass dafür Träger und Handlanger der Familie Schöpf angeworben werden, und der Unternehmer Schöpf selbst die Hütte errichten durfte.
Bei den Vorbereitungen des Baus mussten diverse Meinungsverschiedenheiten, "zwischen den die Alpenschwierigkeiten wenig kennenden Herren daheim und den praktisch bewährten, aber nicht gern schreibenden Tirolern draußen" überwunden werden."
Das Gerüst der Hütte besteht aus Fachwerk, das mit losen Steinen ausgefüllt wurde. Der Gründerbau bestand im Erdgeschoß aus einem Aufenthaltsraum für 30 Gäste, einer Küche, einem Vorratsraum mit Schlafgelegenheit für den Wirt und das "Porzellanklosett mit Wasserdurchlauf", im Dachgeschoß befanden sich Schlafräume und Lagerplätze. "Zur Körperwäsche wurde der See aufgesucht." Größere Investitionen gab es seither nicht mehr. Die Winnebachseehütte wurde rege von den Frankfurtern für ihre Ausflüge bis 1939 genutzt.
Nach Ende des 2. Weltkriegs 1945 erloschen vorerst die Sektionen des Deutschen Alpenvereins und die Siegermächte einigten sich, die Winnebachseehütte und andere Hütten in Österreich an den Österreichischen Alpenverein (ÖAV) zurückzugeben. In Ostdeutschland wurde der Deutsche Alpenverein mit seinen Sektionen aufgrund eines Befehls der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland verboten.
Der österreichische Alpenverein gab 1955 die Hütten an den (West-)Deutschen Alpenverein zurück. Sie wurden unter den bundesdeutschen Sektionen, die keine Hütte besaßen, aufgeteilt. Die Sektion Hof/Saale entschied sich für die Frankfurter Winnebachseehütte.
Es begannen Sanierungsarbeiten, Erweiterungsbauten, Modernisierungsarbeiten wie Energie, Wasser, Abwasser, Materialaufzug. Erst 1972 kommt es zum Ankauf durch die Sektion Hof mit umgerechnet 1.800,00 €. Somit war es besiegelt. Die Frankfurter Winnebachseehütte ging in das Eigentum der Sektion Hof über.
Trotz allem: Die Hofer Bergsteiger haben es nicht vergessen, wem sie es zu verdanken haben. Es besteht ein herzliches und kameradschaftliches Verhältnis unter den Bergsteigern beider Sektionen. Die Frankfurter Bergsteiger sind gern gesehene Gäste auf der Winnebachseehütte. So auch und gerade zur 110jährigen Gründungsfeier der Berghütte am Winnebachsee. Die gemeinsamen Beziehungen zur Winnebachseehütte verbindet die ehemalige Gründer- mit der jetzigen Besitzersektion.
Hans-Gunter Machner
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